Die Ärztin: Stürme des Lebens
Die Ärztin: Stürme des Lebens
Was die Zeit nicht heilt…
München, 1890: Die junge Ärztin Ricarda führt mit Brauereierbe Georg und Tochter Henny fern der Berliner Heimat ein beschauliches Leben. Mit der Eröffnung einer eigenen Praxis scheint sich ihr größter Traum zu erfüllen. Doch kaum jemand nimmt die erste Ärztin der Stadt ernst. Als eine Diphteriewelle München erfasst und der «Würgeengel» Hunderte von Kinderleben fordert, läuft Ricarda gegen Mauern. Denn ihre männlichen Kollegen halten das vielversprechende neue Heilmittel Emil von Behrings für Humbug. Die Ärztin ist entschlossen, für ihre Überzeugung und ihre Patienten zu kämpfen. Bis ein Geheimnis aus ihrer Vergangenheit Ricarda alles zu nehmen droht, was ihr am Herzen liegt. Ein Geheimnis, dessen dunkle Kraft auch die nächste Generation bestimmen wird.
Die Autorin
Helene Sommerfeld ist das Pseudonym eines in Berlin lebenden Autoren-Ehepaars. Viele ihrer Romane und Sachbücher waren internationale Bestseller. Die einzigartige Lebendigkeit ihrer Bücher entsteht aus der Begeisterung für Medizin und dem Interesse an historischen Persönlichkeiten, verbunden mit der Leidenschaft, fremde Länder zu bereisen.
Rezensionstitel: Die Reise in die Welt der Medizin des 19. Jahrhunderts geht weiter
5 Sterne
Das Cover
Das Cover zeigt eine Frau im 19. Jahrhundert, im Hintergrund München. Die dunkelrote Farbgebung schafft den optischen Unterschied zum leuchtenden Blau im ersten Band, lehnt sich aber in der Gestaltung eng an, sodass der hohe Wiederkennungswert gewährleistet wird. Auch dieses Mal ist es eine stimmige und beeindruckende Buchpräsentation.
Die Geschichte (Spoiler!)
1890: Die Ärztin Ricarda hat den Brauereierben Georg geehelicht. Sie lebt mit ihm und ihrer Tochter Henny ein eher beschauliches Leben, fern der pulsierenden Hauptstadt Berlin. Georg hilft ihr eine Praxis zu eröffnen, aber niemand nimmt ihre Hilfe in Anspruch, weil eine Frau als Ärztin nicht respektiert wird. Selbst dann, als eine Epidemie ausbricht und viele Kinder sterben, ist der Widerstand gegen ihre Hilfe groß. Emil von Berings Heilmittel wird außerdem als Humbug abgelehnt. Ricarda aber kämpft für ihre Patienten. Und dann, dann schlägt das Schicksal zu, und ein Geheimnis aus der Vergangenheit droht ihr alles zu nehmen.
Meine Meinung
Ich war sofort tief drin in der Geschichte, die mich im ersten Band so fasziniert hat. Das Leben von Ricarda wird weitererzählt, auch wieder perfekt eingebunden in die Medizin und die Zeitgeschichte des 19. Jahrhunderts. Erneut ist es eine spannende und aufwühlende Zeitreise. Die Protagonisten, die mir schon im ersten Teil ans Herz gewachsen waren, machten da weiter, wo sie aufgehört hatten. Sie alle haben sich auch in diesem Buch in ihren Charakteren glaubhaft bewegt, diesmal mit kleineren Einschränkungen. So fand ich es nicht ganz plausibel, dass Ricarda ihre zahlreichen auch schweren Schicksalsschläge, Widerstände und persönliche Enttäuschungen ohne hervorbrechende emotionale Ausschläge, in welche Richtung auch immer, hingenommen hat. Die Halbgeschwister und ihre Zufälle wollten mir auch nicht ganz einleuchten.
Aber auch dieses Buch ist in einer fabelhaften, leicht verständlichen Sprache geschrieben, die Zeitgeschichte wurde ebenso gut recherchiert und mit viel Gefühl eingebunden. Die Schauplätze sind wie gewohnt detailreich beschrieben. Darüber hinaus ist auch in diesem Band Armut und Reichtum ein großes Thema. Die vielen Perspektivwechsel und zahlreichen Wendungen halten den Spannungsbogen von Anfang bis Ende hoch.
Das erste Buch habe ich wie folgt zusammengefasst und kann das im zweiten Buch mit den gleichen Worten sagen: Ich habe ein Buch gelesen, das ein Füllhorn an Spannung und Zeitgeschichte ausbreitet. Ein Buch, welches die damaligen fast nicht vorhandenen Rechte der Frau vor Augen führt und intensiv schildert. Eine Geschichte, die beschreibt, wie schwierig das Leben in dieser Zeit war und wie die medizinischen Gegebenheiten das Leben und den Tod im Griff hatten. Ein wunderbares Buch, das mich sehr beeindruckt hat.
Das Buch erhält von mir eine Leseempfehlung.
Heidelinde von „Friederickes Bücherblog“