Der Tag, an dem der Sommer begann
Der Tag, an dem der Sommer begann
Julie Cohen
Großmutter, Mutter und Tochter unter einem Dach – ob das gut gehen kann? Nur widerwillig gibt die achtzigjährige Honor ihre Unabhängigkeit auf und zieht zu Schwiegertochter Jo und Enkelin Lydia. Bald stellt sich heraus, dass die drei so unterschiedlichen Frauen mehr verbindet als geahnt: Jede von ihnen hütet ein Geheimnis um Liebe und Schuld. Doch was passiert, wenn sie den Mut finden, einander zu vertrauen?
ISBN 978-3453359123
Die Autorin:
Julie Cohen wurde in Maine, USA, geboren und lebt heute mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Berkshire, England. Das Schreiben ist ihre große Leidenschaft und wenn sie nicht an ihren Romanen arbeitet, leitet sie Schreibworkshops
Cover:
Das Cover ist sehr zurückgenommen in seinem Ausdruck. Zarte Farbfelder sowie ein Mädchen auf einer Schaukel in Schwarz. Eigentlich fast nichtssagend, aber doch neugierig machend, sodass man gerne den Klappentext liest.
Die Geschichte (Achtung: Spoiler!):
Im Mittelpunkt der Geschichte stehen Jo, ihre kleinen Kinder Oscar und Iris aus zweiter Ehe sowie Lydia, die älteste Tochter aus erster Ehe.
Jos erster Mann Stephen ist vor zehn Jahren von einer Brücke gestürzt und verstorben. Ihr zweiter Mann Richard betrügt sie mit dem Au-pair-Mädchen, die Beziehung scheitert. Zu guter Letzt stürzt ihre ehemalige Schwiegermutter Honor, die den Tod des Sohnes eigentlich nie verwunden hat, im eigenen Haus die Treppe hinunter und muss wegen ihrer Hüfte notgedrungen bei der nicht gerade geliebten Schwiegertochter einziehen. Die drei Generationen innerhalb der Patchwork-Familie ohne Mann im Haus tun sich nicht ganz leicht mit dem Zusammenleben, wobei alle, mit Ausnahme der Kleinkinder, ein mehr oder weniger großes Geheimnis mit sich herumschleppen.
Meine Meinung:
Das Buch hat es mir anfänglich nicht ganz leicht gemacht. Warum? Jo (Joana) ist eine Frau, die den ganzen Tag damit beschäftigt ist, es allen recht zu machen, obwohl sie von ihrer Schwiegermutter barsch und undankbar behandelt wird, obwohl ihre älteste Tochter pubertiert, mit sich unzufrieden ist und auch noch kurz vor den Prüfungen steht. Und nicht zu vergessen die beiden kleinen Knirpse, die die Knöpfe in öffentlichen Verkehrsmitteln traktieren, auf dem Spielplatz die Windeln überlaufen lassen und am liebsten den Supermarkt ausräumen würden. Und damit das Chaos rund wird, kommt auch noch der zweite Ehemann mit seiner neuen Flamme vorbei.
Jo denkt nie an sich selbst, rastet nie aus, schreit nie jemanden an, ist immer verständnisvoll und lässt alles mit sich machen. Respekt!
Die Geschichte floss lange Zeit so dahin, brachte neue Protagonisten sowie nach und nach kleinere und mittlere Geheimnisse zutage. Ich hätte mir gewünscht, dass Jo in der einen oder anderen Situation Nerven zeigt und ihre Neigung, alles und jeden zu verstehen, mal für einen Moment ablegt, was ja menschlich ist.
Das Buch ist sehr feinfühlig in einer verständlichen Sprache geschrieben, sodass ich nicht in Versuchung geriet, es aus der Hand legen zu wollen. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Perspektive von Honor, Jo und Lydia erzählt, sodass man immer mittendrin ist in der Gefühlswelt und den inneren Empfindlichkeiten. Die Figuren sind sehr gut ausgearbeitet, ihre Charaktere in der Unterschiedlichkeit und den persönlichen Lebensabschnitten und Liebesbeziehungen glaubhaft.
Positiv ist auch, dass man Verständnis füreinander lernen und sich in einer Familie zusammenraufen kann. Tiefgründigkeit verleiht der Geschichte das Erfahren von Lebenssituationen der Vergangenheit, die Verarbeitung von Verlust und Veränderung sowie das aufeinander Zugehen in dem Wissen, dass eine Familie ein Zufluchtsort sein kann.
Von mir gibt es eine Leseempfehlung für eine wärmende Familiengeschichte.
Friedericke von „friederickes Bücherblog“