Die Ärztin: Das Licht der Welt

Die Ärztin: Das Licht der Welt

Die Ärztin: Das Licht der Welt

Helene Sommerfeld

Teil 1

Sternstunden der Medizin im deutschen Kaiserreich – und eine Frau schreibt Geschichte: Teil 1 der packenden zweibändigen Historiensaga um die Ärztin Ricarda Thomasius.
1876 verlässt die 13-jährige Gärtnertochter Ricarda schweren Herzens die ruhige Weite der Mark Brandenburg, um Henriette von Freystetten ins lebendige Berlin zu begleiten. Als Mündel der Komtess lernt das aufgeweckte Mädchen eine faszinierende neue Welt kennen: Die unverheiratete Frau führt in der glanzvollen Kaiserstadt ein emanzipiertes Leben, hält Salons und praktiziert als eine der ersten deutschen Ärztinnen. Tuberkulose, Bleichsucht oder Frauenleiden – Dr. Freystetten hat sich bei ihren gutbetuchten Patientinnen längst einen Namen gemacht.
Kranken Menschen zu helfen, dem Tod die Stirn zu bieten, davon beginnt auch Ricarda heimlich zu träumen. Denn um die siechen Frauen, die jenseits des Boulevards Unter den Linden in Armut leben, kümmert sich niemand. Ein selbstbestimmtes Leben, wie die Komtess es führt, ist für eine junge Frau ihres Standes zwar unvorstellbar. Aber Ricarda ist entschlossen, für ihr Glück zu kämpfen. Sie ahnt nicht, dass die herrische Komtess eigene Pläne für ihren Schützling schmiedet. Und dass Ricardas Begegnung mit einem jungen Medizinstudenten all ihre Vorsätze ins Wanken bringen wird …

 

Rezension: Die Ärztin Das Licht der Welt

Rezensionstitel: Historische Reise in die Welt der Medizin des 19. Jahrhunderts

5 Sterne

 

Die Autorin

Helene Sommerfeld ist das Pseudonym eines in Berlin lebenden Autoren-Ehepaars. Viele ihrer Romane und Sachbücher waren internationale Bestseller. Die einzigartige Lebendigkeit ihrer Bücher entsteht aus der Begeisterung für Medizin und dem Interesse an historischen Persönlichkeiten, verbunden mit der Leidenschaft, fremde Länder zu bereisen.

 

Das Cover

Ein Cover, das mich sofort und intensiv angesprochen hat. Die abgebildete junge Frau im 19. Jahrhundert, zieht mit ihrem Ausdruck den Blick auf sich, und Berlin im Hintergrund der damaligen Zeit, sorgt für den richtigen Rahmen. Der Titel und der Klappentext fügen sich harmonisch ein. Eine stimmige und beeindruckende Buchpräsentation.

 

 

Die Geschichte (Spoiler!)

 

Eine familiäre Tragödie auf dem Anwesen sorgt dafür, dass der Graf seine Tochter Henriette bittet, sich um Ricarda das Mädchen des Gärtners zu kümmern, die rechtzeitig zur Stelle war, um Antonia seine Enkelin zu retten, während ihre Schwester dabei zu Tode kam.

Sie nimmt das aufgeweckte Mädchen mit nach Berlin und schickt sie auf eine gute Schule. Ricarda tut sich anfänglich schwer, sich als armes Mädchen in einer völlig anderen Gesellschaft zurechtzufinden. Alles war nicht einfach und bedarf großer Anstrengungen.

Auch der Umzug vom ruhigen eher beschaulichen Brandenburger Land in die pulsierende Stadt Berlin beansprucht eine längere Eingewöhnung. Der in Berlin viel deutlicher sichtbare Unterschied zwischen Arm und Reich schockt sie sehr. Die erbärmlichen Lebensbedingungen der Bevölkerung treiben sie immer mehr an, helfen zu wollen.
Da aber Komtess Henriette als eine der ersten Ärztinnen eine Praxis führt, gewinnt sie Einblicke in eine Welt, die sie sich nicht vorstellen konnte. Ihr neues Leben führt sie über viele Wege und Stolpersteine, die es gilt, selbst nachzulesen, um nicht zu viel zu Spoilern.

 

Meine Meinung

 

Dieses Buch gehört zu den Büchern in 2018, die ich als besonders lesenswert einstufen möchte. Von der ersten Seite an beginnt das Lesevergnügen, das die Leser auf eine lange Zeitreise ins Kaiserreich und nach Berlin mitnimmt.
Die bedeutenden gesellschaftlichen Zwänge, die unglaublichen Gegensätze zwischen Arm und Reich, die Welt der Medizin, die zu dieser Zeit in ihren Anfängen steckt und die unterversorgte Bevölkerung, sind ein emotionaler Stoff, der mich auf diese Reise mitgenommen hat.

 

Im Mittelpunkt steht die 13-jährige Gärtnertochter Ricarda, die als Mündel der Komtesse Henriette von Freystetten in die Großstadt Berlin darf und fortan um ihre Zukunft kämpft und sich gleichzeitig für arme Menschen einsetzt. Wir begleiten sie, auf ihrem Lebensweg von der überzeugenden Helferin, bis zum Ziel eine Ärztin in dieser schwierigen Zeit werden zu wollen. Sie ist ein Mädchen und später eine junge Frau, die man ins Herz schließen und bewundern muss.

 

Alle Protagonisten sind ihren Charakteren entsprechend glaubwürdig. Die Historie und Zeitgeschichte wurde mit sehr viel Feingefühl in die Erzählung eingearbeitet. Das Autoren-Team schreibt in einer leicht verständlichen und lebhaften Sprache, die ein flüssiges Lesen garantiert. Die Schauplätze sind präzise und lebendig geschildert, sodass ich mich sehr gut in die Straßen, Plätze und Wege hineinbegeben konnte.

Die Geschichte wird über weite Strecken aus der Perspektive von Ricarda erzählt. Die Wechsel zu den Perspektiven der anderen Protagonisten unterstützen den Spannungsbogen, der durch das ganze Buch hindurch hochgehalten wird. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass ich etwas zu weit außerhalb stand, um in die Geschichte hineinzuschauen. Das blockt meines Erachtens immer etwas die Emotion und Nähe zu den Figuren. Dieses Empfinden kommt aber natürlich auch durch die Sprache der damaligen Zeit zustande, die von den Autoren sehr gut eingesetzt wurde und wie wir wissen, hielten die Menschen in dieser Zeit selbst in engen Beziehungen einen erkennbaren sprachlichen und körperlichen Abstand. Es ist auch nur mein persönliches Empfinden und schmälert auf keinen Fall die Lesefreude.

Ich habe insgesamt ein Buch gelesen, das ein Füllhorn an Spannung und Zeitgeschichte ausbreitet. Ein Buch, welches die damaligen fast nicht vorhandenen Rechte der Frau vor Augen führt und intensiv schildert. Eine Geschichte, die beschreibt, wie schwierig das Leben in dieser Zeit war und wie die medizinischen Gegebenheiten das Leben und den Tod im Griff hatten. Ein wunderbares Buch, das mich sehr beeindruckt hat und auch große Vorfreude auf den zweiten Band auslöst.

 

Das Buch erhält von mir eine Leseempfehlung.

Friedericke von „Friederickes Bücherblog“

 

 

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