Die Bücherei am Ende der Welt

Die Bücherei am Ende der Welt

Die Bücherei am Ende der Welt

Felicity H. McCoy

 

Wilde irische Landschaft, verschrobene Dorfbewohner und ein baufälliges Cottage auf den Klippen: die perfekten Zutaten für einen Sehnsuchtsroman.
Hannas Traum: ein eigenes Cottage auf den Klippen. Hannas Realität: das Gästezimmer ihrer Mutter. Seit sie nach ihrer Scheidung ins heimatliche Irland zurückgekommen ist, läuft es mehr schlecht als recht für Hanna. Sie leitet die örtliche Leihbücherei und fährt jede Woche mit dem Bücherbus über die Dörfer. Und als «Zurückgekehrte» wird sie mit leichtem Argwohn betrachtet. Dann findet Hanna ihr Cottage tatsächlich. Leider ist es aber extrem baufällig, umgeben von Gestrüpp und Schutt. Jetzt bräuchte sie dringend Hilfe – aber dafür muss sie über ihren Schatten springen …

 

Die Autorin:

Felicity H. McCoy wurde in Dublin geboren. Sie arbeitet als Autorin und Schauspielerin am Theater, fürs Fernsehen und Radio. In ihrer Heimat hat sie bereits drei Sachbücher veröffentlicht. «Die Bücherei am Ende der Welt» ist ihr erster Roman. Sie teilt ihre Zeit zwischen London und der Dingle-Halbinsel im Westen Irlands und bloggt regelmäßig über ihr Leben an beiden Orten.

 

Das Cover:

Das Cover ist im Stil eines Aquarells gestaltet und zeigt in sehr kräftigen, bunten Farben eine Landschaft am Meer, durch die ein gelber Bus fährt. Diese überaus fröhlich wirkende Zeichnung war für mich einer der Hauptgründe, das Buch lesen und rezensieren zu wollen. Ich hatte aufgrund des Covers ein humorvolles, spritziges Buch erwartet, was sich beim Lesen für mich leider nicht hundertprozentig erfüllt hat. Nach meiner Meinung hätte das Cover besser zum Inhalt des Buches gepasst, wenn es etwas weniger bunt, grell und fröhlich gestaltet worden wäre. Das Buch hat nämlich auch ernstere, nachdenklichere Seiten – und das nicht gerade wenige.

 

Die Geschichte (Achtung: Spoiler!):

Nach einigen Jahren Ehe muss Hanna feststellen, dass ihr Ehemann Malcolm, ein Anwalt, sie schon seit langer Zeit mit seiner Kollegin betrügt. Hals über Kopf verlässt sie zusammen mit ihrer Teenager-Tochter Jazz London und kehrt zurück in ihre Heimat Irland. Hanna verzichtet auf jeden finanziellen Anspruch Malcolm gegenüber und kommt bei ihrer Mutter Mary unter, die in einer sehr ländlichen Gegend auf der Halbinsel Finfarran lebt. Mit ihrer Mutter versteht sich Hanna nicht allzu gut; diese wirft ihr immer wieder ihre gescheiterte Ehe vor und kritisiert Hannas Dummheit, aus der Scheidung völlig mittellos hervorgegangen und stattdessen bei ihr untergekrochen zu sein. Hanna nimmt einen Job als Bibliothekarin in der örtlichen Bücherei an und fährt regelmäßig mit dem Bibliotheksbus übers Land, um die Bewohner der entlegenen Region mit Büchern zu versorgen.

Fünf Jahre später ist Jazz von zu Hause ausgezogen und als Stewardess viel unterwegs. Hanna hat schon vor einiger Zeit von ihrer Großtante ein altes Cottage auf den Klippen direkt am Meer geerbt. Nun sieht sie darin ihre Chance, endlich auf eigenen Beinen zu stehen und ihrer ständig nörgelnden Mutter zu entkommen. Doch das Cottage erweist sich als äußerst baufällig, und Hanna muss nach einer Möglichkeit suchen, das Haus kostengünstig renovieren zu lassen. Conor, ihr Kollege in der Bücherei, vermittelt ihr den kauzigen Fury, der zwar angeblich der beste Handwerker weit und breit sein soll, jedoch einen ganz speziellen Charakter hat. Letzten Endes bleibt Hanna nichts anderes übrig, als sich mit ihm zu arrangieren. Und dann ist da auch noch Brian, der für Hanna zuständige Mitarbeiter der Baubehörde, den sie bei ihrer ersten Begegnung ziemlich vor den Kopf stößt. Als die Bücherei, in der Hanna arbeitet, von der Schließung bedroht ist, steht sie plötzlich mit mehr Problemen da, als sie je erwartet hat …


Meine Meinung:

Wie oben bereits erwähnt, hatte ich anhand des Covers einen humorvollen, spritzigen Roman erwartet. Wahrscheinlich ist dies auch der Grund, warum ich zu Beginn Schwierigkeiten hatte, in das Buch hineinzufinden. Im weiteren Verlauf, als ich mich gedanklich von meinen Erwartungen gelöst hatte, wurde es dann spürbar besser, und ich habe mich schließlich recht gut unterhalten gefühlt.

Eine der großen Stärken des Buches ist für mich die sehr authentische Darstellung der Figuren und der Schauplätze. Ich konnte die ländliche irische Landschaft und die Menschen, die dort leben, vor meinem geistigen Auge geradezu sehen und erfühlen. So stellt man sich wirklich Irland vor. Zusammen mit dem eindrücklichen, charakteristischen Schreibstil, dem man anmerkt, dass die Autorin Irin ist und dass das Buch im Original auf Englisch verfasst wurde, entsteht so eine in sich runde, glaubhafte Grundstimmung. Pluspunkte in Sachen Unterhaltung verdienen auch die zumeist recht bissigen bzw. grantigen Dialoge mit Hannas Mutter und auch mit Fury.

Probleme hatte ich mit dem Charakter von Hanna. In meinen Augen wirkt sie nicht sonderlich sympathisch, und ich konnte mit ihr nie so richtig warm werden. Bei Nebenfiguren könnte ich das verschmerzen, bei der absoluten Hauptfigur jedoch nicht. Ein wenig besser wurde es erst zum Ende hin, als Hanna gemeinsam mit Schwester Michael gegen die Bezirksregierung kämpft, um die Bücherei und das Kloster zu retten.

Positiv kann ich schließlich hervorheben, dass man sich beim Lesen des Buches nicht von vorneherein schon denken kann, wie die Geschichte am Ende ausgehen wird. Dies unterscheidet es in angenehmer Weise von vielen Romanen dieses Genres.

Wer sich gerne einmal in die raue irische Landschaft mit ihren typischen Bewohnern entführen lassen möchte, dem sei dieser Roman empfohlen.

Susanne von „friederickes Bücherblog“

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