Kein guter Mann
Kein guter Mann
Andreas Izquierdo
Mein Gott Walter
Walter ist Postbote und ziemlich gut darin, sich unbeliebt zu machen. Mit knapp sechzig wird er schließlich in die Abteilung für unzustellbare Briefe strafversetzt: in die Christkindfiliale der Post in Engelskirchen. Natürlich ist niemand weniger dafür geeignet.
Eines Tages erreicht ihn ein Schreiben an den lieben Gott. Es stammt vom zehnjährigen Ben. Er will weder Handy noch Playstation, sondern nur wissen, wie man einen Klempner ruft. Walter antwortet vage und bekommt einen zweiten Brief, in dem Ben den lieben Gott ganz schön zusammenfaltet: Warum hilft er ihm nicht?
Walter beginnt einen Briefwechsel mit Ben – selbstverständlich als Gott. Er erfährt immer mehr über das Leben des Jungen, der für seine depressive Mutter den Haushalt schmeißt. Mehr als alles andere wünscht Ben sich einen Freund. Unterdessen naht Weihnachten, und Walter ist mit seinem eigenen Familiendrama beschäftigt: Die Beziehungen zu seinen Kindern sind kompliziert, geschieden ist er lange schon, und da ist diese schwere Schuld aus seiner Vergangenheit, die ihm einfach keine Ruhe lässt. Vielleicht kann Walter ja Ben helfen – und Ben Walter?
Der Autor:
Der ANDREAS IZQUIERDO ist Schriftsteller und Drehbuchautor. Sein Roman ›König von Albanien‹ wurde 2007 mit dem Sir-Walter-Scott-Preis bedacht. Er veröffentlichte zahlreiche weitere Romane, u. a. ›Das Glücksbüro‹ (2013), den SPIEGEL-Bestseller ›Der Club der Traumtänzer‹ (2014) und ›Fräulein Hedy träumt vom Fliegen‹ (2018). Für seine historische ›Wege der Zeit‹-Reihe um die drei Freunde Carl, Artur und Isi, bestehend aus ›Schatten der Welt‹ (2020), ›Revolution der Träume‹ (2021).
Rezension: Kein guter Mann Mein Gott Walter
Rezensionstitel: Eine Weihnachtsgeschichte die zum Nachdenken anregt
5 Sterne
Das Cover:
Das Cover, finde ich, passt unglaublich gut. Walter mit seinem Pullunder die starken Farben und den Briefen präsentieren das Buch zusammen mit dem Klappentext und dem Titel exzellent.
Die Geschichte:
Walter arbeitet als Postbote und eckt bei den Kunden an. Er wird deshalb in die Christkindfiliale strafversetzt. Aber auch hier wird es nicht leicht für ihn. Einfach vorgegebene Antwortschreiben eintüten ist auch nicht das, was er sich vorstellt. Als er einen Brief von einem Jungen in der Hand hält, der nicht wie alles anderen zuvor seine großen Wünsche, wie ein Handy und Computerspiele vorträgt, kommt er ins Grübeln. Der Junge fragt nach einem Klempner und spricht ihn mit Gott an. Soll er antworten? Und wenn ja, was soll er Ben schreiben? Darf er das überhaupt, als Gott antworten? Kann er helfen? Dabei hat er selbst genug Probleme mit seiner eigenen Familie. Er beginnt einen Briefwechsel und erfährt immer mehr über den Jungen und seine Mutter und nicht alle seine Antworten sind zielführend. Können sie sich dennoch gegenseitig helfen?
Meine Meinung:
Ich war gespannt, denn ich mag Bücher, in denen ein wenig Mystik dabei ist. Und die wird in einer Weihnachtsfiliale der Post gebraucht. Zunächst lernte ich aber einen etwas mehr als nur seltsamen Postboten kennen und zweifelte. Hinzu kam der auktoriale Erzähler, den ich nicht so mag. Doch für dieses Buch war er genau der Richtige. Und den Postboten habe ich relativ schnell mit ganz anderen Augen gesehen. Keiner verstand den etwas kauzigen Zeitgenossen, keiner glaubte ihm. Wunderbar gezeichnete Protagonisten füllen insgesamt diese Geschichte mit Leben. Es ist alles drin, was an menschlichen Oberflächlichkeiten, sowohl in den modernen Medien, als auch im zwischenmenschlichen Miteinander möglich ist. Persönliche Abhängigkeiten sind ebenso kompliziert wie familiäre Liebe. Aber auch Zugewandtheit zu den Menschen und persönliches Kümmern finden ihren Platz. Der Autor schreibt in einer bildhaft starken und leicht lesbaren Sprache. Die immer wieder eingefügten Rückblicke auf Walters Leben sorgen dafür, dass der Spannungsbogen hoch bleibt.
Mein Fazit. Das Buch rührt zu Tränen, ohne jedoch rührselig zu sein. Eine tiefgründige Weihnachtsgeschichte die zu Herzen geht. Sie ist ein wunderbares Geschenk. Meine unbedingte Leseempfehlung.
Heidelinde von Friederickes Bücherblog
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