Seeluft macht glücklich
Seeluft macht glücklich
Janne Mommsen
Roman
Jasmin ist Mitte dreißig und lebt in Köln. Freunde wissen, dass sie früher mal ein glücklicher Mensch war, aber in letzter Zeit ist sie nicht gerade eine rheinische Frohnatur. Nach einem Wasserrohrbruch beschließt sie, nach Föhr zu reisen, das sie aus Teenagerzeiten kennt. Damals war sie unsterblich in einen Insulaner verliebt. Vielleicht lebt dieser Sönke ja noch dort.
Doch statt auf ihre Jugendliebe trifft Jasmin auf einen jungen Mann namens Thore. Er ist seit kurzem Single und will am liebsten sofort weg von Föhr. Wie praktisch, dass Jasmin bereits auf der Fähre den Plan gefasst hat, sich eine längere Auszeit zu nehmen: Jasmin und Thore tauschen einfach die Wohnungen. Er geht nach Köln, sie nach Föhr.
Und so beginnt der Sommer ihres Lebens.
Der Autor:
Janne Mommsen, Jahrgang 1960, hat in seinem früheren Leben als Krankenpfleger, Werftarbeiter und Traumschiffpianist gearbeitet. Inzwischen schreibt er Drehbücher, Theaterstücke und natürlich Romane. Mommsen hat in Nordfriesland gewohnt und kehrt immer wieder dorthin zurück, um sich der Urkraft der Gezeiten auszusetzen. Passenderweise lebt die Familie seiner Frau seit Jahrhunderten auf der Insel Föhr.
Das Cover:
Das Cover ist in heiteren, sommerlichen Farben gestaltet, wobei Blautöne überwiegen. Es zeigt eine Frau, die an ein Geländer gelehnt ist und sich nach einem Mann umsieht, der von hinten auf sie zukommt. Das Meer und der Strand im Hintergrund deuten auf den Schauplatz der Geschichte hin und wecken zusammen mit dem blauen Sommerhimmel die Leselust.
Die Geschichte (Achtung: Spoiler!):
Thore lebt auf Föhr, wo er als Verwalter von Ferienwohnungen arbeitet. Seine große Liebe Keike hat sich mit einem anderen verlobt, weshalb er so schnell wie möglich die Insel verlassen will.
Jasmin arbeitet in der Verwaltung eines Kölner Krankenhauses und wird von ihrem Chef zu einem achtwöchigen Erholungsurlaub verdonnert. Sie erinnert sich daran, dass sie als Teenager bei einem Aufenthalt auf Föhr in einen jungen Mann namens Sönke verliebt war. Bevor ihr in ihrem Urlaub zu Hause die Decke auf den Kopf fällt, macht sie sich auf den Weg nach Föhr, in der Hoffnung, Sönke wiederzutreffen.
Wie es der Zufall will, treffen Thore und Jasmin auf Föhr aufeinander und stellen fest, dass sie beide eine Luftveränderung nötig haben. Spontan beschließen sie, vorübergehend ihre Wohnungen zu tauschen. Thore geht nach Köln, Jasmin bleibt in Thores Wohnung auf Föhr.
In Köln begibt sich Thore auf Jobsuche. Ein Job bei einer Wohnungsvermittlung erweist sich jedoch als Reinfall, da Thore keinerlei Ortskenntnisse besitzt. Jasmin rät ihm, sich mit ihrem besten Freund Ralf in Verbindung zu setzen, der im selben Krankenhaus wie sie arbeitet. Zu Thores großer Verwunderung ist Ralf der Katholische Pfarrer des Krankenhauses. Er hat tatsächlich einen Job für Thore, und zwar als Krankenhausclown. Wider Erwarten macht Thore der Umgang mit den Patienten, vor allem mit den Kindern, große Freude, und er erkennt, wie viel es den Kranken bedeutet, lachen zu können und jemanden zu haben, der sich mit ihnen beschäftigt.
Jasmin lebt sich ebenfalls gut auf Föhr ein. Sie knüpft Kontakt zu Thores alter Clique und sieht sich auf einmal von einem Freundeskreis umgeben, den sie in Köln mit Ausnahme von Ralf nicht hatte. Ihre einzige Freundin Alina lebt berufsbedingt in der Karibik. Vom Krankenhaus der Insel erhält Jasmin das Angebot, dort dieselbe Aufgabe zu übernehmen wie in der Klinik in Köln.
Und so stehen Jasmin und Thore vor der Entscheidung, für immer auf Föhr bzw. in Köln zu bleiben oder in ihr altes Leben zurückzukehren.
Meine Meinung:
Das Buch versetzt einen beim Lesen sofort in eine sommerlich-leichte Stimmung, obwohl es durchaus auch ernste Töne anschlägt. Die Geschichte wird abwechselnd aus Jasmins und aus Thores Perspektive erzählt, wobei beide Perspektiven glaubhaft dargestellt sind. Sie wird vom Autor recht kurzweilig präsentiert, der Schreibstil ist eingängig und unkompliziert.
Die große Stärke des Romans liegt in der Beschreibung der Schauplätze, vor allem der Insel Föhr. Man merkt ganz deutlich, dass der Autor an der Nordsee zu Hause ist und dass er seine Heimat liebt. Er schafft es vorzüglich, vor dem geistigen Auge des Lesers die Schauplätze lebendig werden zu lassen und bei ihm die Lust auf einen Urlaub an der Nordsee zu wecken. Man glaubt nahezu, selbst am Strand zu sitzen, den Geruch des Meeres zu atmen und den Sand unter den Füßen zu spüren.
Wie die Schauplätze sind auch die Charaktere sehr authentisch gezeichnet. Dies gilt auch für die Neben- und Randfiguren. Von diesen fand ich besonders Ralf überaus originell. Dem Autor ist es sehr gut gelungen, die Eigenheiten der Friesen und der Rheinländer, wo doch ziemliche Gegensätze aufeinanderprallen, herauszuarbeiten, ohne dass es klischeehaft wirkt.
Positiv hervorheben möchte ich auch die Tatsache, dass sich die beiden Hauptfiguren im Laufe des Buches charakterlich wirklich weiterentwickeln. Jasmin erkennt, dass ihr Leben nicht nur aus der Arbeit im Krankenhaus besteht. Sie lernt, sich Erholung zu gönnen und zu sich selbst zu finden. Und Thore findet heraus, dass es einen glücklich machen kann, anderen Menschen Glück zu bringen und für sie da zu sein. Insofern stellt der Roman den Selbstfindungsprozess zweier Menschen dar und zeigt, dass es sich lohnen kann, den Mut zu haben, sein Leben komplett umzukrempeln.
Allerdings treffen die beiden für mein Empfinden die Entscheidung, ihre Wohnungen zu tauschen, etwas zu spontan und zu rasch. Immerhin kennen sie sich überhaupt nicht, und ich denke, dass man im realen Leben wohl etwas länger überlegen würde, ob man einem Wildfremden seine Wohnung einfach so überlässt. Eine Wohnung ist ja ein sehr privater, beinahe schon intimer Rückzugsort. Aber das ist nur meine ganz subjektive Meinung.
Der Schluss der Geschichte, als sich Jasmin und Thore wiedertreffen, war für mich nachvollziehbar, jedoch löst sich für meinen Geschmack alles zu schnell auf, wodurch natürlich auch die Romantik ziemlich auf der Strecke bleibt. Hier hätte ich mir etwas mehr Ausführlichkeit und auch mehr Gefühle gewünscht, was dem Ende bestimmt gutgetan hätte.
Insgesamt ist „Seeluft macht glücklich“ ein Unterhaltungsroman mit Tiefgang, der beim Leser viel Urlaubsfeeling hervorruft. Ich spreche daher gerne eine Leseempfehlung aus.
Susanne von „friederickes Bücherblog“