Als wir im Regen tanzten
Als wir im Regen tanzten
von Michaela Saalfeld
1928. Berlin pulsiert, gilt als Stadt der unbegrenzten Möglichkeiten. Die Schauspielerin Recha und der Regisseur Willi zur Nieden sind das Traumpaar der Metropole und ihrer blühenden Filmwelt. Hinter der Fassade bröckelt es jedoch. Die Nationalsozialisten gewinnen immer mehr an Zustimmung, auch durch die Filme der vom Großindustriellen Hugenberg übernommenen UFA. Als Jüdin ist Recha unmittelbar betroffen. Willi jedoch verschließt die Augen, und das einstige Traumpaar entfremdet sich. Werden die beiden trotz allem neu zueinander finden – oder verlieren sie einander, während die Welt um sie herum ins Wanken gerät?
Liebe und Hoffnung, Mut und Verzweiflung – der große Berlin-Roman zur Weimarer Republik
Die Autorin:
Als Autorin und Historikerin hat sich Michaela Saalfeld ganz der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verschrieben. Sie debütierte im Sommer 2018 mit ihrem Roman über die Anfänge der ersten deutschen Demokratie, Was wir zu hoffen wagten. Michaela Saalfeld lebt mit ihrer Familie in Berlin, wo auch die Haupthandlung ihrer Romane angesiedelt ist.
Rezension: Als wir im Regen tanzten
Rezensionstitel: Eine etwas andere Familiengeschichte
4 Sterne
Das Cover:
Das Cover hat mich sehr angesprochen. Es symbolisiert exakt das Berlin der Zwanzigerjahre. Die junge Frau zeigt uns vermutlich die Schauspielerin Recha, die auf das Schauspielhaus blickt. Der Titel zusammen mit dem Klappentext rundet die Buchpräsentation ab.
Die Geschichte:
Recha ein Stummfilmstar ist mit dem ebenso erfolgreichen Regisseur Willi zur Nieden verheiratet. Sie sind ein Traumpaar in der Welt des Films. Doch ganz langsam vergeht der Glanz, denn die Nazis gewinnen an Zustimmung. Recha als Jüdin hat damit zu kämpfen und Willi schafft es auch nicht mehr so richtig erfolgreiche Filme zu drehen, zumal ihm von mehreren Seiten reingeredet wird. Er ist verbissen in seiner Arbeit. Auch als Ehepaar entfremden sie sich. Ob sie es schaffen, sich wieder zu finden, in der wankenden Welt der Weimarer Republik?
Meine Meinung: (Achtung Spoiler)
Die Geschichte von Recha und Willi hat sehr gut angefangen. Sie führte mich, in eine mir unbekannte Welt, nämlich in die des Films dieser Zeit. Ein weiterer Erzählstrang beinhaltet die Geschehnisse rund um die Familie von Willis Schwestern. Die Protagonisten waren alle entsprechend ihren Charakteren unterwegs, wobei ich sie teilweise etwas überzeichnet fand, so auch Felice, die ich am liebsten wachgerüttelt hätte. Die Schauplätze waren sehr gut beschrieben und der Blick hinter die Kulissen der Ufa war sehr interessant. Die Autorin schreibt in einer gut verständlichen, vielseitigen und lebhaften Sprache. Über die ersten zwei Drittel des Buches habe ich mich allerdings schwergetan dran zu bleiben. Warum? Die Geschichte hat unzählige Rückblenden und lässt die Hauptfiguren außerdem oft, für meinen Geschmack zu oft und vor allen Dingen zu lange in ihren Gedanken verweilen, sodass sich die Geschichte nicht fortbewegen kann, sondern auf der Stelle tritt. Das hat zur Folge, dass der Spannungsbogen gelegentlich abflacht, was ich sehr schade finde, weil die mögliche weitere Einbindung von Zeitgeschichte hier hätte wunderbar die Spannung hochhalten können. Erst in den letzten hundert bis hundertfünfzig Seiten kam ich voll auf meine Kosten. Aber das ist meine subjektive Meinung.
Mein Fazit: Der Stoff ist wunderbar, er hat es verdient erzählt zu werden und ich bin drangeblieben, weil ich wissen wollte, wie es der Familie ergeht. Insgesamt hat mich das Buch überzeugt, sodass ich ihm eine ausdrückliche Leseempfehlung ausspreche.
Heidelinde von friederickes Bücherblog