Das Glück ist ein flüchtiger Vogel
Das Glück ist ein flüchtiger Vogel
Anne Stern
„Im Garten hinter der Villa spürte man nichts von der Krise der Weimarer Republik. Margarethe ließ die Dunkelheit wie einen Mantel auf ihre nackten Schultern herabgleiten. Wie festgewachsen stand sie da und träumte sich hinaus auf das Wasser.“
Berlin, 1923. Margarethe Pauly, eine junge Pianistin aus jüdischem Hause, lebt ein privilegiertes Leben im krisengeschüttelten Berlin der Weimarer Republik. In den Salons ihrer Mutter in der Villa am Wannsee trifft sich die Berliner Bohème zwischen Tradition und Moderne. Doch Margarethe will mehr. Die Verlockungen der Zwanziger Jahre führen sie an unbekannte Orte in der nächtlichen Großstadt. Im glitzernden Scheunenviertel begegnet sie dem jungen Eli, der sie schnell in seinen Bann zieht. Aber ihre Welten sind Lichtjahre voneinander entfernt. Margarethe muss sich entscheiden, was sie für ihre Liebe aufs Spiel setzen will. Eine gefährliche Suche nach Abenteuer und Glück beginnt – und der Preis ist hoch.
Band 1 der Familie Pauly-Trilogie.
Rezensionstitel: Ein fabelhaftes Buch der Zeitgeschichte
5 Sterne
Das Cover
Das Cover ist eine Symbiose zwischen den Farben, die die damalige Zeit wieder spiegeln, dem Berlin rund um 1923 und der jungen Frau, die das Cover ziert. Alles zusammen mit dem Titel und dem Klappentext ist eine perfekte Einladung das Buch in den Händen halten zu wollen.
Die Geschichte (Achtung Spoiler!)
Margarete Pauly lebt mit ihrer Familie in einer Villa am Wannsee. Ihre Mutter lädt regelmäßig zu ihren Salons ein, ein Treffpunkt zwischen der Tradition und der Moderne. Darunter ist auch ein Bankier, dessen Sohn für eine Ehe in Frage kommt. Als Pianistin gibt Margarethe Konzerte, fühlt aber, dass das nicht alles sein kann. Zu viel könnte man in diesen Zwanzigerjahren erleben, trotz der ganzen Krisen in der Weimarer Republik. Mit einer Freundin bricht sie kurz aus der Etikette aus und gerät im nächtlichen Berlin in ein Etablissement im glitzernden Scheunenviertel.
Dort lernt sie den armen Eli kennen und der zieht sie sofort in seinen Bann. Doch ihre Welten liegen sehr weit auseinander. Für Margarete beginnt eine Zeit, die sie vor unzählige Fragen stellt. Will sie für eine Liebe alles aufs Spiel setzen, einen so teuren Preis bezahlen?
Meine Meinung
Der Prolog ist wunderbar geschrieben. Er hat mich sofort mitgenommen und weiterlesen lassen. Die Figuren sind perfekt ausgearbeitet, ihre Charaktere spiegeln die Zeit außergewöhnlich wieder. Auch die Dialoge sind sprachlich angepasst und sehr glaubwürdig.
Die Autorin schreibt in einer fließenden und leicht verständlichen Sprache, die es gestattet, ganz nah an den Figuren zu sein, mit ihnen zu leben, zu leiden und zu fühlen. Die Zeitgeschichte hat sie sehr fein, aber ausführlich in die Geschichte eingebaut, sodass ich politische Gegebenheiten erfuhr, die für mich bisher in Schatten der späteren noch schlimmeren Zeit standen und mir manches Kopfschütteln entlockten.
Die häufigen Perspektivwechsel trieben die Geschichte spannend und unterhaltsam voran. Manch ein Erzählstrang fügte sich erst etwas später nahtlos in die Geschichte ein, sodass man sich einfach nur einlassen muss.
Die Schauplätze sind ausführlich beschrieben und zeigen Berlin auf eine überzeugende Art, sodass man sich das alles gut vorstellen kann. Meine Lieblingsecken waren auch dabei und beim nächsten Mal schaue ich etwas genauer hin.
Ein beeindruckendes Buch, welches die Unterschiede der damaligen gesellschaftlichen Schichten aufzeigt, das mich teilhaben lässt am Leben der Margarete und allen Figuren die ihr Leben teilen und dieses Buch zu einem Erlebnis machen. Teil zwei und drei folgt in Kürze.
Das Buch bekommt natürlich von mir eine Leseempfehlung.
friedericke von „friederickes bücherblog“