Das rote Kleid
Das rote Kleid
Guido Maria Kretschmer
Anascha ist ein wunderschönes rotes Kleid aus Seide. Sie hängt an einem Filmset in der Garderobe und wartet gespannt auf ihren Auftritt. Aber Anascha ist noch ein junges Textil, und so ist sie froh, dass sie in guter Gesellschaft ist: Da gibt es Eric, den alten Mantel, der bald ihr engster Vertrauter wird, ein liebenswertes Nachthemdchen, das immer vom Bügel stürzt, oder Lulu, das charmante Revuekleid aus Las Vegas. Nur gut, dass sie alle zusammenhalten wie aus einem Garn genäht, denn bald müssen sie so manche Herausforderung meistern. Und vielleicht gelingt es Anascha am Ende sogar, ihren großen Traum zu erfüllen – ein richtiges Zuhause zu haben und einen Menschen, der sie wirklich liebt, für immer …
Rezension „Das rote Kleid“
Rezensionstitel: Ein etwas anderes Buch
3 Sterne
Der Autor
Guido Maria Kretschmer gehört zu den renommiertesten deutschen Modedesignern. Seit 2012 begeistert er ein Millionenpublikum in diversen TV-Sendungen, allen voran dem Kultformat „Shopping Queen“. Er wurde ausgezeichnet u.a. mit der »Goldenen Kamera«, dem »Deutschen Fernsehpreis« und dem österreichischen Film- und Fernsehpreis »Romy«. Aber auch als Autor war GMK höchst erfolgreich: Seine beiden Stilratgeber standen monatelang auf den obersten Rängen der SPIEGEL-Bestsellerliste.
Das Cover
Das Cover passt natürlich wie der Deckel auf den Topf. Eine Modezeichnung ist immer ein Hingucker und mit einem schönen roten Kleid, ist die Harmonie einer Buchpräsentation perfekt. Der Klappentext rundet das Gesamtpaket ab.
Die Geschichte (Achtung Spoiler!)
Da kommt ein neues, schönes, rotes Seidenkleidchen auf die Kleiderstange eines Filmsets. Und hier beginnt die Geschichte diverser Kleidungsstücke, die sich in der Nacht untereinander ihre Geschichte erzählen, sich anfreunden, Vertraute werden und ein paar Abenteuer müssen sie auch noch überstehen. Ob sich auch noch Anaschas Traum erfüllt?
Meine Meinung
Manchmal liest man ein Buch und nach der letzten Seite sitzt man da und weiß nicht so richtig, wie man es einordnen und bewerten soll. So erging es mir mit dieser Geschichte auch.
Dass Kleidungsstücke miteinander reden können, habe ich von der Idee her, als angenehm anders empfunden. Wir kennen das ja auch zum Beispiel von Bäumen und Tieren. Und wenn die miteinander reden, schimpfen und mit Elan agieren, kann das ja sehr lustig und unterhaltsam sein. Ich finde den Grundgedanken deshalb sehr gut, aber für mein Empfinden hätte die Geschichte etwas mehr Pep gebraucht. Die Spannung ist eher auf einer Linie und der Bogen wurde nicht so gespannt, wie es hätte sein können.
Das Buch ist in einer leichten, verständlichen und auch poetischen Sprache aus wechselnden Perspektiven der Kleidungsstücke geschrieben. Die Protagonisten sind in ihren Dialogen äußerst humorvoll. Wer Guido Maria Kretschmer und seine ironisch, witzigen Kommentare und Sprüche kennt, der ahnt, dass sich das auch auf das Buch übertragen hat und die Kleidungsstücke haben von ihm Charaktere bekommen, die zu ihnen passen. Diese Dialoge kann nur jemand so interessant schreiben, der Textilien über die Maße liebt und außerdem die Nähte, Saum und Knöpfe am textilen Leben teilhaben lässt. Und wenn sich ein Kleidungsstück freut, weil das Bügeleisen ein Glücksgefühl auslöst, dann weiß man, dass man ein launiges Buch in der Hand hat. Zu guter Letzt regt es an, zu überlegen, wie wir mit unserer Kleidung umgehen, oder sie auswählen, oder über Textilien überhaupt. Die wunderschönen Zeichnungen, die in das Buch integriert wurden, tragen zum positiven Gesamteindruck bei.
Es ist ein anderes Buch und mir hat es mit Ausnahme der erwähnten kleinen Abstriche gefallen.
friedericke von „friederickes bücherblog“